Vom 4. bis 11.Juni 2024 sind Karin und ich (Tobias) unterstützt von meiner Cousine Bettina und den Tierärzten Sabine Töpfer-Gebert und Helmut Feigl nach Georgien gereist um beim ersten Distanzritt des Landes in der Organisation zu Helfen. Ein genauer Bericht folgt noch. Soviel vorab: mehr als eine Reise wert. Ein unglaubliches Land, super tolle Menschen, spannende Pferde und soviel zu entdecken.
Hier ein paar Impressionen:
Am 22.Juni wollten wieder 24 Starter sich auf die Strecken im Bayerwald wagen und vom Gruselsberg aus auf die Kabardinerdistanz starten. Wetter und Stimmung waren schon am Vorabend gut und Regen und Gewitter von Freitag auf Samstag störten Reiter und Pferd nicht - konnten doch alle Pferde die auch auf der Weide standen einen Platz unter Dach bekommen. Nur für mich (Tobias) bedeutete das, dass ich morgens nochmal zum Markieren raus musste und mein Zeitplan ein wenig ins Wanken kam. Aber es klappte dank der Helfer alles gut und auch die Strecke war dann ordentlich nachmarkiert - der Platzregen hatte den Kalkpunkten doch sehr geschadet und ohne extra Kalk-Fahrt wäre der Ritt so nicht angenehm für die Reiter gewesen.
Auch am Samstag dann das Wetter gut und auch an das vegetarische Frühstück haben sich alle gewöhnt und finden es reichhaltig und lecker. UND: es war nicht mehr so heiß - für die Pferde ideales Laufwetter. Um 6:30 starteten dann 6 Reiter auf die 80km und ab 9Uhr dann in Gruppen die 18 Reiter für die 40km. Als Tierärzte hatten wir Kristina und Sigrid am Start, die sich die beiden Gates aufteilten.
Die Zieleinläufe bei den 40km begannen dann ab ca. 13 Uhr und schon bald danach trafen auch schon die Reiter für 80km ein. Nach der Nachuntersuchung frühestens 2 Stunden später standen dann auchd ie Leistungsklassen für die 40er-Reiter fest und wir zogen deren Siegerehrung vor. Alle Reiter zeitlich in der Wertung, gab es nur einen Ausfall wegen Lahmheit - ein leichter Sehnenschaden durch einen Zaun vor ein paar Wochen, der sich jetzt erst bemerkbar machte. Viele Reiter in LK1 und LK2. Also alles Top!
Und nach den letzten Transportfreigaben etwa 1 Stunde später, standen dann auch die Sieger und Platzierten für die 80km fest. Gewonnen haben gemeinsam Hannah Gmeiner und Sonia Buluschek und auf dem dritten Platz landeten - ebenfalls gemeinsam - Elena Memminger und Karin Stadtherr. Letzgenannte konnte mit ihrem Pferd Azan dann auch den "Best Condition" Preis durch die Tierärzte verliehen bekommen.
Herzlichen Glückwunsch an alle Reiter und Pferde!
Schön war es! Die Strecke diesmal war zum Großteil neu un dwird auch Teil der Bayerischen Meisterschaft im Herbst bei uns sein. Die Gruselsburger (Vegan und auch mit Fleisch zu bekommen) und Pommes waren wieder gut gefragt und haben vielen geschmeckt und auch die vielen Salate und Kuchen von unserern Helfern sorgten für gut gefüllte Bäuche nach dem Rennen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Starter und bei allen Helfer. Wir danken dafür, dass immer Verständnis und Fairness untereinander herrscht und auch sorgsam mit den Helfern der Veranstaltung umgegenangen wird - denn ohne die sind solche Events nicht möglich!
Wir danken außerdem den Sponsoren Equiva in Regensburg/Neutraubling, dem Reitsportfachgeschäft Steigbügel in Passau, der Familie Hähnel, sowie Tajara Horseware für die Unterstützung der Veranstaltung mit Preisen und Gutscheien. Vielen Dank dafür! Heute wird es immer schwieriger Sponsoren zu finden - umso mehr freuen wir uns für die, die es gibt!
Ja und nach der Kabardinerdistanz ist vor der Kabardinerdistanz. Schon am 14./15.September ist dann die nächste Veranstaltung - unser 25.Distanzritt den wir veranstalten, die Bayerische Meisterschaft noch dazu und auch noch ein 2-Tages-Ritt. Wir freuen uns sehr darauf und sind gerade in den letzten Zügen der Streckenplanung und was wir an Rahmenprogramm bieten wollen. So soll es auf jeden Fall am Samstag Abend was geben - wir geben noch frühzeitig Bescheid :-)
Bis bald und Danke nochmal Euch allen, Tobias
Die Sieger auf 80km: Hannah Gmeiner und Sonia Buluschek
Platz 3 für Elena Memminger und Karin Stadtherr (inkl. Best Condition für Karin Stadtherrs Pferd Azan)
Weitere Impressionen (leider nicht von jedem Reiter!)
Die Reiter vom 40km-Einführungsritt
Die Reiter vom 80km-MDR:
Im Jahr 2001 bekamen wir einen Anruf von Dr. Rudolf Lessing, einem 85-jähigen Herren aus Bremen, der einen Bericht in der St.Georg über Kabardiner gelesen hatte und uns eine Geschichte dazu erzählen wollte. Karin und ich machten uns deshalb im September diesen Jahres auf den Weg nach Bremen wo wir einen der großen Hippologen unserer Zeit treffen durften.
Dr. Rudolf Lessing war eine der Personen die maßgeblich zur Rettung der Lipizzaner zum Ende des 2.Weltkrieges beigetragen hatten und diese Geschichte hatte auch etwas mit Kabardinern zu tun. Herr Lessing erzählte uns diese Geschichte und gab uns auch einiges Material mit auf den Heimweg. Karin hat dazu einen Text zusammengefasst:
Dr. Lessing ist wohl den meisten Lipizzaner-Kennern ein Begriff. Aber nur wenige wissen, dass die Rettung der Lipizzaner vielleicht weniger erfolgreich verlaufen wäre - wären da nicht die Kabardiner und deren kaukasische Reiter, gewesen.
"Wir sahen, dass Deutschland kaputt war. Denn alles, wofür wir gekämpft hatten, lag jetzt am Boden. Da war keine Zukunft abzusehen...", dieses Zitat von Dr. Lessing beschreibt eindrucksvoll die Lage Deutschlands im April 1945.
Um so erstaunlicher ist, dass in all diesem Chaos eine Insel des Friedens existiert: Hostau. Hier kümmern sich Oberstleutnant H.Rudofsky (Leiter des Lipizzaner-Gestüts), Dr. Rudolf Lessing (Stabsveterinär) und ihre Mitarbeiter liebevoll um die Erhaltung der ihr anvertrauten Rassen (u.a. Lipizzaner und Vollblüter).
Insgesamt waren an die 500 Pferde ihrer Obhut unterstellt. Die Futterbeschaffung für all die Pferde war in dieser Zeit der Not ein ständiges Problem. Zu allem Übel fanden sich aber im März 1945 nochmals etwa 170 Pferde in Hostau ein. Hierbei handelte es sich um russische Pferde, darunter auch 60 Kabardiner und Anglo-Kabardiner. Auf der Flucht vor der Roten Armee waren diese Pferde samt kaukasischen Reitern unter der Leitung von Fürst Amassow aus Polen gekommen. Obgleich nun noch mehr Münder zu stopfen waren, verbindet Dr. Lessing nur angenehme Erinnerungen an die Truppe von Fürst Amassov. "Ein feiner Herr ist dieser Amassow gewesen, und seine Reiter machten sich nützlich, wo es ging", so Lessing. Was Lessing zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass diese Reiter nur wenig später eine bedeutende Hilfe darstellen sollten...
Die Situation für Deutschland wurde zunehmend brisanter, und auch in Hostau wurde man zunehmend unruhig, da man exakt zwischen der zusammenrückenden russischen und amerikanischen Front lag. Der letzte erfolgte deutsche Befehl an das Gestüt Hostau lautete, mit den Pferden an Ort und Stelle zu bleiben und sich bis auf das Äußerste zu verteidigen. Angesichts der hoffnungslosen Lage wirkte dieser Befehl aber mehr als fragwürdig.
Ende April war es dann so weit: die amerikanische Front gelangte unweit von Hostau an. Hostau selbst lag auf ehemals tschechischem Gebiet und war daher nach dem Abkommen von Jalta den Russen vorbehalten. Doch den Russen wollte eigentlich keiner die kostbaren Pferde überlassen - weder die Deutschen noch die Amerikaner. Und so suchte man gemeinsam nach einem Ausweg. Daß diese heimlichen Kapitulationsverhandlungen mit dem Feind Amerika höchst riskant waren, erklärt sich von selbst. Die grösste Gefahr drohte von unbelehrbaren Hitler-Anhängern, die selbst jetzt noch nicht an Kapitulation dachten. Kooperation mit dem Feind galt auch zu diesem Zeitpunkt noch als Hochverrat und wurde ggf. auch jetzt noch mit der Todesstrafe geahndet.
Hostau fiel - wie gesagt - nicht in den Zuständigkeitsbereich der Amerikaner, und so beschloß man kurzerhand, die Pferde nach Bayern zu übersiedeln, welches bereits von den Amerikanern eingenommen war. Da der Transport einer derart grossen Pferdeherde mit LKWs viel zu lange gedauert hätte, musste der Großteil der Pferde die 40 km lange Strecke nach Kötzting/Furth getrieben werden. Hierzu wurden die Pferde in Gruppen von bis zu 80 Pferden eingeteilt, und jede Gruppe sollte von 5-6 Reitern flankiert werden. Nun ergab sich aber ein grosses Problem: fast das ganze Personal Hostaus hatte die Gunst der Stunde genutzt und war quasi über Nacht Richtung Heimat verschwunden. Jetzt stellte sich die Anwesenheit der russischen Pferde als grosser Glücksfall heraus.
Rudofsky: "... in der Not der Stunde bat ich Fürst Amassow, unter seinen Kabardiner- und Don-Stuten so viele verlässliche Reit- und Zugpferde auszusuchen, wie zur Begleitung des Transportes nötig waren." Die Kaukasen kamen dieser Bitte gerne nach, auf diese Weise konnten schließlich auch sie sich in den Westen absetzen.
Am 15.Mai um 5 Uhr morgens setzte sich der Treck schließlich in Bewegung. Auf den Begleitfahrzeugen nahm man so viele Flüchtlinge auf, wie es nur ging. Deklamiert als Gestütspersonal war es ihre letzte Gelegenheit Tschechien zu verlassen, bevor die Russen eintrafen. Bis zur tschechischen Grenze verlief alles planmäßig - nicht ein einziges Pferd konnte sich von der Gruppe lösen. Doch an der Grenze verwehrten tschechische Partisanen unter Waffengewalt den Durchmarsch und wollten den Treck zur Umkehr zwingen.
Durch die Verzögerung rückten in der Folge die einzelnen Gruppen zu dicht auf und die jungen, ungestümen Hengste veranstalteten ein kleines Durcheinander. Es konnte nicht verhindert werden, dass einige Pferde die Flucht ergriffen. Sollte nicht auch noch die restliche Herde dem Chaos verfallen, musste schnell etwas passieren. Daher ließ ein amerikanischer Oberleutnant kurzerhand einen Panzerspähwagen vorfahren und die Kanone auf das Zollhaus richten. Urplötzlich gingen die Schranken nun auf und die Pferde konnten endlich die Grenze passieren.
In Bayern angelangt wurden die 500 Pferde auf diverse Ortschaften und Höfe verteilt. Im Laufe der Zeit fanden sich fast alle Lipizzaner wieder in ihrer alten Heimat ein, die Amerikaner behielten größzügigerweise nur wenige Exemplare. Die Spur der Kabardiner verliert sich hier leider. Laut Dr. Lessing verblieb ein Teil der Kabardiner in Hessen, wo sie als Serumpferde dienten und ein angenehmes Leben führten. Sicher sind auch einige in der der Landwirtschaft, auf Höfen und damit in der Landzucht gelandet.
So trugen auch die kleinen kaukasischen Kabardiner ihren Teil zur Rettung einer der berühmtesten Pferderassen der Welt bei.
Für Karin und mich war die freundliche Aufnahme bei Herrn Dr. Lessing etwas ganz Besonderes. Die Begegnung mit einer historisch so bedeutenden Person war uns nicht nur eine grosse Ehre, sondern auch eine persönliche Bereicherung. Für das Folgejahr war dann ein weiteres Treffen geplant. Dr. Lessing wollte nach München kommen um bei der Pferde der Welt in München als Richter der Zuchtschau zu fungieren. Damals war Tobias Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes und freute sich besonders über diese Möglichkeit. Leider erreichte uns kurz vorher die überraschende Nachricht zum Tode von Herrn Dr. Rudolf Lessing. Hier noch die Nachrufe zu Herrn Dr. Lessing die Karin und ich damals verfassten sowie von Dietbert Arnold einem langjährigen Freund von Dr.Lessing der mir den Text ebenfalls zur Veröffentlichung damals zugesendet hat.
Nachruf auf Herrn Dr. Rudolf Lessing - verstorben Pfingsten 2002
Vor einigen Tagen ereilte uns die überaus traurige Nachricht, dass Dr. Rudolf Lessing (siehe artikel "Kabardiner und die Rettung der Lipizzaner") plötzlich verstorben ist.
Einige von Euch wissen vielleicht, dass er sich - trotz seines hohen Alters - bereit erklärt hatte, am 27./28. Juli in München Riem als Zuchtrichter einzuspringen für die Rassen Kabardiner und Lipizzaner.
Mit seinem Tod verlieren wir nicht nur einen anerkannten, versierten Pferdefachmann. Selten habe ich einen Menschen kennen gelernt, der einen derart starken Eindruck bei mir hinterließ.
Sein Mut, seine Erfahrung, sein mit 85 Jahren ungebremster Unternehmungsgeist werden mir immer ein Vorbild sein. Karin Stadtherr
Ich möchte noch anmerken, dass es auch mir eine große Ehre war Herrn Dr. Rudolf Lessing persönlich kennen gelernt zu haben. Er nahm Kontakt zu mir auf, weil er mir unbedingt etwas über Kabardiner erzählen wollte (siehe artikel "Kabardiner und die Rettung der Lipizzaner"). Allein dieser Besuch hinterließ auch bei mir einen bleibenden Eindruck. Als ich ihn Anfang des Jahres fragte, ob er als Richter der Kabardiner für den bayrischen Zuchtverband tätig sein wolle, war er gerade aus Gran Canaria zurück, hat mir von dem wunderbaren Urlaub und schelmisch von den vielen hübschen Damen dort erzählt und war rundum zufrieden. Ich bin mir sicher er hatte ein erfülltes, langes und glückliches Leben, es war mir eine Ehre in kennen gelernt zu haben und ich werde ihn nicht vergessen. Tobias Knoll
Trauer um einen großen Hippologen: Dr. Rudolf Lessing verstorben
Im Alter von 85 Jahren verstarb an Pfingsten der Tierarzt Dr. Rudolf Lessing. Er war das, was man als großen Pferdemann, eben einen Hippologen bezeichnet. Weltweite Berühmtheit erlangte der junge Veterinäroffizier Lessing, als er in den letzten Kriegstagen, entgegen seinen Befehlen, in einer handstreichartigen Aktion dafür sorgte, dass die im tschechischen Hostau zusammengezogene Lipizzanerzucht gerettet werden konnte. So ganz nebenher wurde dabei auch noch verhindert, dass 12.000 Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft gerieten. "Ich war zufällig zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle und es war eben ein unerhörter Glücksfall, dass die Amerikaner auch noch Pferdefreunde waren" beschrieb Dr. Lessing in seiner ihm eigenen Bescheidenheit immer wieder diese Situation. Gleich nach dem Kriege, als alle nur daran dachten, satt zu werden, gründete Dr. Lessing in Schwanewede bei Bremen den Reitverein Rosenberg wieder neu und sorgte schon bald dafür, dass dort die erste Reithalle weit und breit entstand. Ähnlich visionär auch seine damaligen Vorstellungen zur Pferdezucht: Die schweren bäuerlichen Pferde mit Vollblütern veredeln. Sofort setzte sich Dr. Lessing 1947 mit dem Celler Landstallmeister Steinkopff zusammen und sorgte dafür, dass der von zahlreiche Derbysiegern abstammende Graditzer Vollblüter Adlerschild xx in Uthlede aufgestellt wurde. "Je Ideoten, de Fohlens de holt us de Kreien von de Weide" urteilten damals viele Bauern der Umgebung. "Man muss im ganzen Leben eben seinen eigenen, gradlinigen Weg gehen", war Dr. Lessings Kommentar zu dieser Geschichte. Diese Haltung hat er immer beibehalten und war auch deshalb als Tierarzt, Richter, Vereinsvorsitzender, Mitglied der Rennleitung beim Bremer Rennverein sowie Lehrer bei den Fachklassen für Pferdewirten in Bremen so beliebt. Anfangs unterrichtete er den Berufsnachwuchs noch ehrenamtlich und sorgte dann noch dafür, dass sein Nachfolger auch ja gut eingearbeitet wurde. Auch wieder ehrenamtlich! Zu den Fachklassen für Pferdewirten hielt Dr. Lessing bis zum Tode einen engen Kontakt, begleitete sie zu Exkursionen, stiftete Preise für Auszubildendenrennen, begeisterte immer wieder die vielen ausländischen Besucher der Bremer Berufsschule und war dort einfach ein gern gesehener Gast und wertvoller Ratgeber. Dr. Lessings Lebensleistung wurde durch zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und Auszeichnungen gewürdigt. Besonders stolz war Dr. Lessing über das goldene Reiterkreuz, dass ihm von der FN verliehen wurde. Stilvoll während einer Lipizzanergala in der Stadthalle Bremen. Das anschließende herzliche Zusammensein mit "seinen" Lipizzanern und den Reitern der Spanischen Reitschule war ihm bald noch wichtiger.
Dietbert Arnold
Was fressen Pferde, wenn sie nicht auf einer Koppel eingezäunt sind?
Diese Frage bewegte mich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts
Und wo gibt es Pferde, die noch als Herde gehalten werden, in freier Natur?
In Island, ja. In USA, in England und auch in den Alpen. Aber wo noch?
Ende der 80er Jahre fiel mir ein Buch über russische Geschichte in die Hände, in dem beschrieben stand, wie Herden, die sich ansonsten ganz natürlich bewegen können, mit berittenen Hirten gehütet werden.
Daraufhin unternahm ich 1987 eine Gestüts-Besichtigungsreise durch die UdSSR. Später kam mir zu Ohren, dass es die Möglichkeit gebe, in der Gegend des - mir nun schon bekannten - Stavropol, im Kaukasus, einen Ritt zu unternehmen. Gleich stand der Entschluss fest, mitzureiten. Es war die Gelegenheit, die Pferde zu beobachten in ihrem Verhalten, in der Herde wie zu den Menschen und zudem festzustellen, was sie fressen, welche Pflanzen sie aufnehmen. So fand ich mich dann im Frühsommer 1989 in einer Gruppe von sieben Deutschen und drei Schweizern wieder, die, etwas aufgeregt, das Abenteuer "Reiten im Kaukasus" erwarteten.
Vom Flughafen ging es weiter nach Pjatigorsk (5-Berge). Dort wurden wir mit großer Aufmerksamkeit empfangen. Und weil wir die ersten Reiter waren, gab es noch keine Erfahrung, erst recht keine Routine aber um so mehr Bemühen, es uns recht zu machen. Die Besichtigung des Gestütes Malo Karachai, von wo aus später der Ritt gestartet wurde, eröffnete das Pferdeprogramm. Dort konnten schon einige Pferde im Paddock ausprobiert werden, nämlich Karachaier mit einem Stockmaß von 1,50 m bis 1,60 m, aufgewachsen in den Höhen um 2000 m. Diese Pferde traten auch bei steinigen Strecken fast nicht auf lose Steine, fanden im sumpfigen Gelände festen Boden. Sie gingen sicher durch Wasserläufe und an Abgründen vorbei, während manche von uns sicherheitshalber lieber die Augen schlossen.
Sie liebten die kleine Klette. Auf dem Ritt, bei einer ersten Pause, steckten die Pferde dann auch sofort den Kopf in das Gras, d. h. zu meinem Erstaunen drängten sie vor allem zu den großen Blättern der kleinen Klette, die and dem Platz reichlich wuchs. Ich wusste zwar, dass Klette ein gutes heilmittel bei bestimmten Hautproblemen ist, aber dass die Pferde das auch so genau wussten... . Nun, offene Satteldruckstellen hatte ich wohl schon beim Sattelaustausch gesehen.
Weiter ging es, immer noch bergauf. Ich war froh, dass mein Pferd seinen Weg allein ging, denn so konnte ich meine volle Aufmerksamkeit auf die Pflanzenwelt richten, die mich in Erstaunen versetzte; nicht nur wegen der Reichhaltigkeit der Arten, sondern auch wegen der Größe einzelner Blüten im Vergleich zur Alpenflora in gleicher Höhe. Von Zeit zu Zeit wurden wir begleitet von Hirten, die auf den Höhen ihren Dienst taten. Sie sprachen einen Gruß, mal ein paar kurze Worte zu unseren Führer, um dann wieder zu ihren Herden zurückzukehren, die auf den uns umgebenen riesigen Grasflächen des Hochplateaus wie auf weichen, überdicken Teppichen weideten; bis zum Horizont, in unendlicher Weite. Und in der Ferne wurde auch nach und nach erkennbar: die weiße Mütze des Elbus. Im strahlend blauen Firmament ein überwältigender Anblick!
Über 60 Sorten Pflanzen bestimmt!
Aber nun zurück zu den Pflanzen: von allen machte ich Fotos. Insgesamt hatte ich bis zum Ende des Aufenthaltes dort über sechzig verschiedene Blütenpflanzen bestimmt. Und das allein in der direkten Nähe unserer Datscha, auf einer Fläche, nicht viel größer als ein Dressurviereck! Mehr als vierzig weitere Pflanzen fand ich noch während des Rittes und der Ausflüge. Besonders prächtig ins Auge fielen der großblütige Ziest, Alpenaster, Alant, gelbe Lilie, Rittersporn, Eisenhut, Engelwurz, Beinwell, Sonnenwurz, große Bibernelle, hier in der Höhe rosa blühend, Sonnenröschen, Glockblumen, Ehrenpreis, platanenblättriger Hahnenfuß und Nachtviole. Ging es so steil hoch, so dass wir zu Fuß gehen mussten, fand ich Enzian, Primeln, Silberwurz, Mauerpfeffer, Veilchen und eine Braunwurzart, die ich noch nie gesehen hatte.
Auch das Fressverhalten der Pferde erstaunte mich. So kam ich beispielsweise abends an unseren Weideplatz - diesmal wollte ich die Pferde fotografieren - und sah, dass von den ganzen Pflanzen, die dort bei unserer Ankunft blühten, nur noch die Orchideen und weißer Germer zu finden waren, Gras gab es wohl noch genug, aber die Pferde waren trotz ihrer Fußfesseln über den Bach weit den Hang hinauf zu den Blüten geklettert.
Für den Notfall Tierärzte vorhanden
Viel könnte noch berichtet werden, allein von der Freundlichkeit der Bevölkerung. So hatte mir Asret, unser Führer, mit Hilfe des Dolmetschers erklärt, dass sich die Hirten bei Krankheiten meistens selbst zu helfen wissen. Für ernstere Fälle gibt es im Gestüt Tierärzte. Zur Fütterung erhielt ich die Angaben, dass Hafer oder Fertigfutter (Pellets) gegeben werden, dazu Mineralfutter, welches nach der Untersuchung der Tiere gezielt zusammengestellt wird. (dies deckte sich mit der Aussage im Gestüt Budjonny 1987. Damals hieß es noch, man habe die Notwendigkeit von Mineralfutter erkannt, habe aber nicht genug Mittel um alle Gestüte ausreichend zu versorgen). Soweit Asrets Auskünfte.
Die Reise durften wir mit einem Besuch auf dem Gestüt Stavropol beenden, wo der mir noch bekannte Gestütsleiter Alexander Klimek zu meiner Freude die Stutenherde herantreiben ließ. Und plötzlich spürte ich, wie eine der Stuten ihren Kopf auf meine Schultern gelegt hatte und ihren waren Atem aus weit offenen Nüstern an mein Ohr blies........
In 2018 waren wieder einige Pferde im Distanzsport erfolgreich dabei. Darunter auch 3 Pferde in Deutschland, die auch auf langen Distanzritten glänzen konnten:
Im Rahmen des vom Vereins initiierten Volkswagen-Projektes zwischen der HUB Berlin und der KBSU Nalchik wurde ein weiterer Forschungsbericht veröffentlicht:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5806666/
Viel Spaß beim Lesen!
Reittour durch die hintersten und höchsten und wildestens Ecken Georgiens - im Kaukasus - ganz nah an der Grenze zu Russland und nah an Kabardino-Balkarien (wo die meisten unserer Kabardiner herkommen). Geritten wird natürlich (zum Großteil) auf Kabardiner Pferden. Der Chef vor Ort ist Dato Jalabauri und ein Freund von uns, der bereits seit Jahren Reittouren für Gäste aus Europa veranstaltet und das an einem der beeindruckendsten Flecken Georgiens.
Start und Wohnort ist Schatili - eine uralte Wehranlage, die dem Herrn der Ringe entliehen sein könnte. Von hier aus starten entweder Tagestouren (für die, die erst mal die Region und die Anstrengungen kennen lernen wollen) oder eine Wochentour (für Hartgesottene, die noch mehr vom Kaukasus sehen wollen).
Der Kabardinerverein unterstützt Dato und seine Pferde in Form von Lernpraktikas in Deutschland (im Winter 2017/18 hat er Reit und Ausbildungstrainings genossen, sowie Hufschmiedtraining bekommen) und auch finanziell um die Situation der Pferde vor Ort einfacher und besser zu gestalten - sowohl im Sommer auf und um die Ritte, als auch gerade im Winter. Der Verein bekommt aber keinen finanziellen Rückfluss, sondern dies erfolgt weil wir hier eine Möglichkeit sehen für interessierte Reiter auch mal "einfach"auf Kabardiner den Kaukasus zu genießen und weil Dato ein solides und bewährtes Projekt selbst auf die Beine gestellt hat, das es lohnt zu unterstützen.
Einen ganz tollen Reisebericht von einer dieser Reisen findet Ihr hier: http://georgien2018.blogspot.com/ von Sandra Steppat (vielen Dank - auch für die Fotos!)
Kabardiner werden immer moderner. Auf der letzten Kabardinerversammlung wurde entschieden, dass der Messenger "Signal" der neue Kommunikationsweg zwischen den Kabardinerfreunden sein soll. Diesen Messenger könnt Ihr kostenlos für Euer Handy herunterladen, er ist extrem sicher und die Daten gehören weiter uns - nicht irgendeinem grßen Unternehmen, das nur Profit will und keine ethischen Grundsätze verdient. UND: natürlich macht Signal keine Probleme auf Eurem Smartphone - auch beeinträchtigt es keine anderen Messenger!
Hier findet Ihr Infos: https://signal.org/download/ und auch gleich Links zum Herunterladen.
Wir freuen uns auf viele Gespräche und Diskussionen!
Dieses Jahr wollen wir mal ganz Neue Längen-Kombis versuchen und vor Allem die MTR besonders attraktiv gestalten - gerade auch für Einsteiger! So wird es diesmal neben dem großen MTR über 66+56km noch einen kleinen MTR mit 33+28km geben. Dazu dann noch Strecken von 66km und 33km am Samstag sowie 28km am Sonntag. Also ganz viel Flexibilität um für jeden Reiter das Richtige zu finden. Die Ausschreibung findet Ihr (sobald vom VDD gengehmig) hier: https://vdd-aktuell.de/ritt/Kabardinerdistanz-Herbst-2018/
Wir freuen uns auf viele bekannte und neue Gesichter! Bis bald!
Die ersten Fohlenfotos 2018 vom Gruselsberg sind da. Wir warten noch auf die Bilder der anderen Züchter, z.B: vom Daxstein, oder von Stubenrauch. Wir sind gespannt!
Gotham ad Husar (von Husar aus Emily) - der Barocke
Elrohir ad Aton (von Echnaton aus Anzur) - der Tänzer
Elladan ad Aton (von Echnaton aus Elaine) - der Brecher
Wer noch Fohlenfotos 2018 hat - bitt sendet sie uns zu. Wir freuen uns!
Die neue Ausgabe der Schagdi - es ist schon die Nummer 9 - ist in der Zielgeraden. Nur noch wenige Artikel müssen gesetzt werden, der Titel entschieden und dann geht es schon in den Druck und hoffentlich bald in den Versand. Wer beim Versand helfen möchte: bitte melden bei This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Seid gespannt, wieder gibt es super tolle Berichte von den Mitgliedern, aber auch Historisches, Fachbeiträge und Neuigkeiten. Und natürlich ist auch Dr. Elrond wieder mit dabei :-)